Stadtradeln mit interessanten Erkenntnissen

Im Rahmen der Aktion „Stadtradeln“, an der aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung erstmals auch Dieburg vom 19. Juni bis 9. Juli 2014 teilnimmt, haben die Dieburger GRÜNEN am 28. Juni 2014 gemeinsam mit interessierten BürgerInnen eine etwas andere „Tour de Dibborsch“ mit dem Fahrrad unternommen.
Ziel der Stadtrundfahrt war es, neben einem „Live“-Test der Fahrradfreundlichkeit der Stadt, aktuell in der politischen Diskussion stehende Maßnahmen und Bauvorhaben gemeinsam mit den BürgerInnen zu besprechen und Meinungen der Bevölkerung einzuholen.
Bei grauem Himmel trafen sich die Teilnehmenden am Rathaus, wo nach der Begrüßung durch den OV-Vorsitzenden Sebastian Stöveken das bereits gut genutzte Angebot des öffentlichen Bücherschrankes in Augenschein genommen werden konnte. Über das große Interesse und die Mitarbeit der Bücherpaten freuen sich die GRÜNEN, allen voran Barbara Roos, die mit ihrem Antrag das Projekt angestoßen hatte.
Vom Marktplatz ging es dann in den Schlossgarten, wo die kürzlich fertiggestellte Fischtreppe besichtigt wurde, deren Anlage aus verschiedenen Fördertöpfen unter Federführung des Wasserverbandes Gersprenz realisiert werden konnte. Naturschutz hat im Schlossgarten einen großen Stellenwert, in diesem Blick soll nach Meinung der GRÜNEN auch die Umgestaltung der Queralleen gesehen werden. „Fällungen von vitalen Bäumen, nur um zur Umsetzung eines überholten historischen Parkkonzepts Platz für Neupflanzungen zu schaffen, werden unsere Zustimmung nicht finden, aber bisher ist noch nichts entschieden“, kommentierte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Herbert Nebel den aktuellen Sachstand.

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Nächster Halt war an der Goetheschule, wo die aktuelle Verkehrssituation (Schulwegsicherung) und die bevorstehende Neugestaltung des Quartiers, die sich in der Beratung im Ausschuss befindet, erläutert wurden. Nach Meinung der anwesenden BürgerInnen sollte hier größtes Augenmerk auf die Verkehrssicherheit der SchülerInnen gelegt werden.
Weiter ging die Fahrt zum geplanten EDEKA-Markt in der Groß-Umstädter-Straße, einem Bauvorhaben, das einerseits einen Lebensmittelmarkt in Innenstadtnähe bringen kann, aber gleichzeitig auch Verkehrsprobleme mit sich führt, die noch nicht befriedigend gelöst werden können. Hier, wie an anderen Stopps der Rundfahrt, wurde deutlich, dass viele Entscheidungen des Stadtparlaments über neue Projekte geprägt sind von der Suche nach einem Interessenausgleich aller Beteiligten, was u. U. Unzufriedene zurücklässt und die langen Entscheidungszeiträume erklärt.
An der Groß-Umstädter-Straße konnte sich die Fahrradgruppe auch direkt ein Bild machen von der neuen Verkehrsführung mit dem Fahrradschutzstreifen, die von vielen Rad fahrenden kritisiert wird. „Den Lernprozess müssen die Rad fahrenden als Entschleuniger mit Körpereinsatz begleiten“, so der Kommentar eines Mitradlers zu dem erwünschten Umdenkungsprozess, den eine solche Verkehrsregelung vor allem für Autofahrer erforderlich macht. „Die Straße gehört allen gleichberechtigt – das ist eine Vision, von der wir weit entfernt sind, die aber erstrebenswert ist“, so Stephan Weber, bekennender Radler der GRÜNEN Fraktion.
Auf dem Weg durch das Campus-Baugebiet machte die Gruppe Halt, um vor Ort den umstrittenen Verkauf des Sees – im Bebauungsplan als öffentliche Fläche ausgewiesen, nun im Privatbesitz – in Augenschein zu nehmen und zu diskutieren.
Themen waren vor allem die Fragen der Haftung, der Sicherungspflicht und Naturschutzauflagen. Festlegen wollten sich die Kommunalpolitiker in einem noch zu klärenden juristischen Verfahren hier nicht, aber einig waren sich die Anwesenden, zu denen auch der Stadtverordnetenvorsteher Dr. Harald Schöning gehörte, zukünftig genauer zu regeln, wie Vorkaufsrechte ausgeübt werden sollen.
Vorletzte Station der GRÜNEN Radtour war die Bahnunterführung, um hier die sehr verwirrende und unzureichende Regelung für Radverkehr und Fußgänger in beiden Fahrtrichtungen zu betrachten. „Wer hier täglich fährt, sucht sich seinen Weg, egal welche Beschilderung vorhanden ist“, so der Kommentar einer Radlerin. Dass hier die ursprüngliche Planung genauso wie an der Groß-Umstädter-Straße verändert wurde – zum Nachteil der genannten Verkehrsteilnehmer – nahmen die GRÜNEN als Bestätigung ihrer Auffassung mit.
Auch die letzte Strecke der Radgruppe durch die Fahrradstraße vom Bahnhof bis an die Fußgängerzone, wo das neu verlegte Pflaster in der Zuckerstraße begutachtet wurde, warf noch einige Fragezeichen auf. Die GRÜNEN Parlamentarier sahen sich darin bestätigt, die Stadtberadelung auf jeden Fall fortzusetzen, und sich das nächste Mal im Westen oder Norden der Stadt genauer umzusehen.
Der Austausch mit den Menschen, die ja von vielen Entscheidungen aus dem Rathaus und der Stadtverordnetenversammlung betroffen sind, gibt wichtige Anregungen und kann gleichzeitig auch der Vermittlung der oft vielschichtigen Entscheidungen dienen, war das Resümee nach zweieinhalb Stunden „Tour de Dibborsch“. Zusammengerechnet hat die Gruppe fürs Stadtradelkonto 85 km zurückgelegt.

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