Von der Dieburger Grünen Stadtverordnetenfraktion nahmen Irmgard Haberer-Six und Stephan Weber am 20. Bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongress (BUVKO) teil, der vom 13. bis 15. März in Erfurt stattfand.
Inhaltlich wurde ein Fokus auf Innenstädte und Gemeinden gelegt, die sich der Problematik unterschiedlicher Mobilitätsbedürfnisse ihrer Bewohner/innen stellen. Das Motto des Kongresses lautete daher „Bewegte Innenstädte mit fairer Mobilität“. Die Teilnehmer/innen und Vortragenden loteten aus, wie man erreichen kann, dass Verantwortliche und Bürger/innen ihr Wissen zum Thema nachhaltige Mobilität in wirksames Handeln umsetzen.
Im ersten Vortrag am Freitag sprach Daniel Sauter aus Zürich zur sozialen Bedeutung des öffentlichen Raumes und des Gehens. Dabei zeigte er die Entwicklung der Innenstädte in den letzten 60 Jahren auf. Zuerst kam die Auto-Invasion in Folge des Paradigmas der autogerechten Stadt und damit der Verdrängung des Fußverkehrs aus dem öffentlichen Straßenraum. In einer zweiten Phase ab Anfang der 70er Jahre wurden Fußgängerzonen eingerichtet und erste Schritte zur Verkehrsberuhigung unternommen, womit Gehen auch wieder als Vekehr wahrgenommen wurde. Schließlich wurde ab den späten 80er Jahren angefangen, attraktive öffentliche Räume zur Bewegung und zum Aufenthalt zu schaffen. Dieser Prozess ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen.
Was könnte helfen, mehr attraktive Räume fürs Gehen zu realisieren?
- Umkehrung der Prioritäten – mehr Resourcen für kurze und mittlere Distanzen
- Sicht aufs Ganze – attraktive Innenstädte und Aussenquartiere
- Fokus auf öffentlichen Raum und seine Nutzung – erst in zweiter Linie auf Mobilität
Der zweite Vortrag am Freitag von Prof. Bernhard Meyer (ehemals EFH Darmstadt) hatte das Thema „Mobilität für die Langsamen – kann eine kindergerechte Stadt zugleich seniorengerecht sein und umgekehrt?“ Er zeigte an vielen Beispielen, wie die Stadt Griesheim eine „bespielbare“ und „besitzbare“ Stadt erreicht hat. Dahinter verbergen sich relativ einfache Dinge, wie z.B. ein Findling im Straßenraum oder ein aufgeständerter Balken. Wesentlich daran ist, dass diese Dinge „definitionsoffen“ sind, d.h. es ist nicht festgelegt, wozu sie da sind. Über den Balken können Kinder balancieren, oder auchmal aus Frust dagegen treten, man kann ihn aber auch als Sitzgelegenheit nutzen zum ausruhen.
Hier wie so oft hängt sehr viel davon ab, ob die Verwaltungsspitze im Rathaus hinter solch einem Projekt steht; in Griesheim scheint dies gut gelungen zu sein.
In den Arbeitsgruppen am Samstag und Sonntag wurden viele Aspekte des Tagungsthemas weitergehend diskutiert.
- Helfen Ampeln Fußgängern beim Queren oder bündeln sie lediglich die Unfälle?
- Psychologische Ansätze bei der Verkehrssicherheit – „Human Factors“
- Lärmminderungsplanung in der Praxis
- Design für Alle: Die Rückgewinnung des öffentlichen Raumes für Kinder und Senioren
- Bewegungsförderung in der Kommune
- Weniger Licht, aber am richtigen Fleck!
- Neue Konzepte im städtischen Lieferverkehr
- Radwegebenutzungszwang – Erfahrungsaustausch
Und noch viele mehr.
Bei einer der Exkursionen am Samstagnachmittag konnte besichtigt werden, wie die gut erhaltene Erfurter Altstadt u.a. durch Sperrung für den Durchgangsverkehr an Aufenthaltsqualität gewonnen hat, wobei bei der Restaurierung z.B. des Fischmarktes auch Kompromisse gemacht werden mussten, um einigermaßen Barrierefreiheit zu erreichen. Im Gegensatz dazu besteht beim Radverkehr noch großer Nachholbedarf.
Zum Abschluss der Tagung wurde die „Erfurter Erklärung“ verabschiedet.
Die meisten dieser Themen sind sicherlich auch für Dieburg von Bedeutung, so dass die Grüne Fraktion auch weiterhin am Ball bleibt. Anregungen und Kommentare sind willkommen.
Dann war da noch: das Radweg-Prinzp
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