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Fraktion Bündnis90/Die GRÜNEN Dieburg
Barbara Roos

TOP 7 - Redebeitrag zur Vorlage „Weiterentwicklung der Kita-Landschaft in Dieburg“ (Stavo am 19.12.2024)

Diese Vorlage ist entstanden aus Effizienzgründen, der Magistrat will damit Kosten sparen und plant eine Neuordnung der Kita-Landschaft aufgrund von Prognosen zur Geburtenzahl und aktuell freien Plätzen.
Was aber bewirkt die beabsichtigte Weiterentwicklung: Verunsicherung, Unruhe und Unmut bei Eltern, Trägern und letztendlich eine Belastung für die Kinder. Sie sollen bei Bedarf verteilt werden. Das kommt uns bekannt vor aus den vergangenen Monaten, die Unruhe in der Elternschaft der Kita Wolkenschloss und des Waldkindergartens sind gerade aus den Schlagzeilen, da wird neue Unruhe ausgelöst, Dialog Fehlanzeige.

Was uns als Konzept lange angekündigt wurde, stellt sich als Eingriff in die Kita-Landschaft dar. Durch bauliche Veränderungen durch Übernahme von Gebäuden , durch Schließung einer ganzen Einrichtung und durch den Eingriff in die konzeptionelle pädagogische Arbeit von Trägern soll einem Überangebot an Plätzen begegnet werden. Diese Debatte ist in vielen Kommunen nicht vorstellbar.

Antrag zur Kita Dreikäsehoch

Zu dieser Kita wurde im Ausschuss  lange beraten, die schriftlich dargelegte Sichtweise des Trägers und auch einiger anwesender Eltern wurden der Vorlage gegenübergestellt. Uns stellte sich die Frage, warum der Magistrat nicht wie auch mit anderen Trägern, vorab über die geplanten Veränderungen gesprochen hat, um die verschiedenen Sichtweisen in die Überlegungen einzubeziehen.
Unsere Kitas arbeiten nach verschiedenen pädagogischen Konzepten-altersübergreifende, altershomogene Gruppen, Kitas ohne U3-Betreuung, Waldpädagogik, Integrative Konzepte. Wichtig ist, dass sich die Einrichtungen selbst entscheiden, nach welchem Konzept sie arbeiten wollen. Und dazu müssen die räumlichen und personellen Voraussetzungen vorhanden sein.

Die Kita Dreikäsehoch hat sich dafür entschieden, die beiden Altersgruppen U3 und Ü3 räumlich getrennt zu betreuen (das altershomogene Konzept), um dem Alter der Kinder entsprechende Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Ein Ortstermin zur Besichtigung der Räumlichkeiten konnte mich davon überzeugen, dass im aktuell im Gebäude für die 4 Gruppen der U3 Kinder alle Räumlichkeiten auf die Bedürfnisse dieser Altersgruppe ausgerichtet sind. Das vom Magistrat vorgeschlagene Konzept würde in diesen räumlichen Gegebenheiten keiner altersgemischten Gruppe gerecht werden. Denn wenn von evtl. kleinen Umbauten und Trennwänden die Rede ist, wird dadurch kein weiterer m2 mehr Raum geschaffen.

Die Betriebserlaubnis der zuständigen Fachstelle beim Jugendamt wird daher eine weitere Hürde darstellen, sie ist offen.

Eltern wählen diese U3 Betreuung , weil sie genau das für ihr Kind wollen, dass es eine Bezugsbetreuung gibt, dass es Raum für die altersentsprechenden Bedürfnisse gibt, ein Schlaf- und Ruheraum als Beispiel. Für diese Eltern gäbe es nach dem Willen des Magistrates dann kein adäquates Angebot mehr in Dieburg. Der Magistrat hat sich aus rein finanziellen Überlegungen dieses „effiziente“ Vorhaben ausgedacht- Eltern, Träger, Pädagogische Fachberatung nicht in einen Dialog einbezogen. Sollte ich mich da irren, wurde es bisher nicht erwähnt. Der Runde Tisch Kindertagesbetreuung wäre ein Gremium für erste Gespräche gewesen.

Noch ein Hinweis auf S.3 der Vorlage:

Da heißt es im ersten Absatz:“ Mangels eines politischen Auftrags sind mit dem Verein 3KH noch keine neuen Vertragsverhandlungen geführt worden. Die o.g. Veränderungen könnten hier Gegenstand der Verhandlungen werden….“ Das hört sich nach einem offenen Prozess an.

Warum werden aber bereits Fakten geschaffen und dem Verein der Abschluss neuer Betreuungsverträge untersagt?

Damit komme ich zum Beschlussvorschlag unseres Antrags: 

Zu 1.) Kita Dreikäsehoch:

Der Beschluss des Magistrats, das Betreuungskonzept der Kita ab 1.8.2025 auf 4 „altersübergreifende Gruppen“ umzustellen, wird ohne die Zustimmung des Trägers nicht weiterverfolgt.

Stattdessen wird der Magistrat beauftragt, im Rahmen der  Aufstellung des Haushalts 2025 zu prüfen, in welcher Form für die dauerhafte Erweiterung der Einrichtung ein Zubau als Ersatz für die Container auf dem städtischen Grundstück auf dem Areal errichtet werden kann. 

Alle weiteren Überlegungen zur „Weiterentwicklung“ erfolgen im Einvernehmen mit dem Träger.


Begründung:

Der Verein Dreikäsehoch als Träger der Kindertagesstätte erweitert und bereichert die Trägervielfalt der Kinderbetreuung in Dieburg um einen nichtkonfessionellen, ehrenamtlich getragenen Verein.

Der vorgelegte Beschluss des Magistrates, dem Verein Dreikäsehoch aus Effizienzgründen die Umstellung auf altersübergreifende Gruppen vorzugeben, hätte gleichzeitig die Reduzierung der Gesamtbetreuungsplätze um 26 Plätze zur Folge. Damit greift der Magistrat in die pädagogische Konzeption der Kindertagesstätte ein. Ein sehr nachgefragtes Angebot mit einem verlässlichen Betreuungsangebot, mit hochmotiviertem Personal wird durch diesen Eingriff ohne Not zu einem Abbau der Betreuungsplätzen führen. Die Verunsicherung von Kinder und Eltern wird in Kauf genommen.

Die Beendigung der Übergangslösung (Container) durch einen dauerhaften Zubau für die beiden bestehenden Ü 3 Gruppen ist überfällig und gleichzeitig Ausdruck der Wertschätzung des Angebotes. Der Standort ist zudem durch seine Lage geeignet, das Angebot der Kinderbetreuung im nördlichen Bereich der Stadt zu sichern.



Zum Schluss meiner Rede möchte ich kurz nochmals zurückschauen ins Jahr 2023/2024: in den Haushaltsberatungen hat die Kooperation die dort eingeplanten Mittel für die Planung eines Anbaus im Dreikäsehoch abgelehnt, da sich das Grundstück nicht im Eigentum der Stadt befinden würde. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass dies eine falsche Annahme war. Wir könnten heute schon ein Jahr weiter sein. Und Sie können aber auch diesen Irrtum heute mit Ihrer Zustimmung zu unserem Antrag korrigieren.


Zum Abstimmungsergebnis: Für unseren Antrag stimmten 7 Stadtverordnete, 3 enthielten sich und der Rest stimmte dagegen.