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Dieburger Dreieck – kontra Bebauungsplan

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren,

Die Anfänge liegen weit zurück, bereits im Jahre 1998 gab es erste Überlegungen, den Flächennutzungsplan zu ändern. Beschlossen wurde dies schließlich von der Stadtverordnetenversammlung 2009 . Es gab die vorgeschriebene Offenlegung- und es hat niemanden interessiert. Bis die BI auf den Plan trat. Heute wissen wir, dass diese „Brache“ über 60 Vogelarten beherbergt, eine ganze Anzahl von Fledermausarten, eine seltene Flechte u. a. mehr. Diese Fläche wurde umgewidmet von Acker- und Naturfläche in Gewerbegebiet. Dafür ist Aussgleichsfläche zu schaffen. Im Falle des Dieburger Dreiecks wären dies ca. 16,6 ha. Kleine und kleinste Flecken wurden zusammengesucht und zu Ausgleichsfläche erklärt. Grün wurde sozusagen noch grüner. Ersatz für einen regionalen Grünzug ist das nicht. Im Regionalplan Südhessen ist das „Dieburger Dreieck“ Als Vorhaltegebiet für besondere Klimafunktion ausgewiesen. Wo bleibt diese Luftschneise, wenn nahezu die gesamte Fläche überbaut ist?

Meine Damen und Herren, was sind unsere Gesetze wert, wenn als Ergebnis so etwas hinten rauskommt??

Unter „Allgemeine Planungsziele“ steht in einem unserer dicken Ordner (Zitat):“ Mit der vertraglichen Sicherung und Umgestaltung einer Ausgleichsfläche….kann die Beeinträchtigung funktional ausgeglichen werden. So wurde die Ausnahme …von den Schutzbestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes…von der unteren Naturschutzbehörde erteilt“. Zitatende

Das Gesetz wird also, zumindest teilweise, einfach ausgehebelt. Wenn dies so einfach möglich ist, was ist dann noch möglich, was nutzen uns die besten Gesetze, wenn sie einfach torpediert werden können?

In Anbetracht allein dieser Tatsache ist das Monitoring, für das wir uns einsetzen, zwingend nötig.

Als zweiten Punkt möchte ich die Logistik ansprechen. Es ist geplant, sämtlichen anfallenden Verkehr über die Straße abzuwickeln. Ob das nun 480 Bewegungen sind oder nur die Hälfte, weil die ander Hälfte schon rollt, ist unerheblich. Tatsache ist, dass bereits heute unsere Straßen überfüllt sind, ( fahren Sie einmal morgens zwischen 6h und 9h auf der B26 die Strecke Aschaffenburg-Darmstadt oder freitags zwischen 13 und 16h die umgekehrte Richtung). Tatsache ist, dass immer mehr Menschen unter Verkehrslärm und Feinstaub leiden und Tatsache ist, dass unsere Straßen um ein Vielfaches mehr durch LKW abgenutzt werden als durch PKW. Die Rechnung zahlt die Steuerzahlerin bzw. der Steuerzahler. Aber: Den Gedanken, die Güter zumindest streckenweise auf die Bahn zu bringen, hat Fiege erst gar nicht in Erwägung gezogen. Dabei ist dies möglich. Nicht einfach, aber möglich und im Rahmen der Gesamtinvestitionen auch vorstellbar, zumal das Gelände direkt an der Bahn liegt.

Am 14.9.2013 hatte Pro-Bahn eine Besprechung. Thema war das Logistik-Zentrum Dieburg. Die Strecke Höchst-Sandbach könnte über 3-4 KM mit Firmen- und Fördermitteln wieder aufgebaut werden, die Trasse ist gesichert. Informationen über Fördermittel gingen weiter an BM Dr. Thomas. Das Büro Bonzio, das für die Firma Fiege arbeitet, hat einen Gleisanschluß noch nicht einmal untersucht! Die Firma Fiege rühmt sich, dass sie ein Großlager mit Vorbildcharakter baut, ein Großlager, das neueste Erkenntnisse umsetzt. Das gilt allerdings nicht für den anfallenden Verkehr. Eine Firma, die europa- oder gar weltweit agiert, sollte über den Tellerrand hinaus blicken und Zukunft schon jetzt denken. Heute sind intelligente Lösungen gefragt. Und intelligent heißt in diesem Fall, dass Mensch und Tier geschont wird, dass wir Menschen geringstmöglich durch Entstehung von Lärm und Emissionen belastet werden.

Warum nicht den Vorschlag von Pro Bahn aufgreifen und, als Anfang, wenigstens den Weg von Sandbach nach Dieburg auf der Schiene zurück legen? Die Berechnungen sind da, alles was nötig wäre, wäre ein Umdenken. Intelligente Lösungen wagen heißt, Transportwege wählen, die den Menschen nicht den Atem nehmen und die den Menschen nicht den Schlaf rauben. Transportwege wählen, die nicht krank machen, weil sie unerträglichen Lärm verursachen, Transportwege wählen, die menschenfreundlich sind.

Die Firma Fiege hat einen ganzen Stab von Gutachtern und Gutachterinnen beauftragt, kluge Menschen, aber auch Menschen mit Visionen?

Als meine Kinder klein waren, Anfang der 80er Jahre, hatte ich die Vision, dass meine Kinder eines Tages in der Gersprenz baden können. Die Gersprenz war damals eine Kloake. Heute nisten Eisvögel an den Ufern der Gersprenz und meine Kinder könnten, wenn sie denn wollten, darin baden.

Auch heute habe ich eine Vision, die Vision, dass sich eines Tages intelligente Lösungen durchsetzen, die den Menschen schonen und die Resourcen schonen.

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen, so ein Ausspruch unseres Altbundeskanzlers Helmut Schmitt. Ich sage: Ohne Visionen, ohne die Lust, Neues auszuprobieren, Wagnisse einzugehen, wären wir nicht da, wo wir heute sind. Es gäbe nicht den Stand der Medizin, den wir heute haben, nicht den Stand der Technik. Und es geht immer weiter. Es geht weiter in Richtung Intelliegente Lösung!

Die Firma Fiege ist auf auf nahezu alle Wünsche und Forderungen vorbildlich eingegangen, auch auf nachträglich gestellte. Und ich bin sicher, dass hier die BI einen großen Anteil daran hat! Und vielleicht wird gerade die Firma Fiege es sein, die , wann auch immer, auf Umdenken schaltet und auch hier den Ehrgeiz hat, Vorbildliches zu leisten.

Mein 3. und letzter Punkt: Der Fahrradweg zwischen Altheim und Dieburg. Viel befahren, hauptsächlich von Schülerinnen und Schülern, aber auch gerne genutzt von Erwachsenen. Dieser Weg soll dann im Schnitt alle 3 Minuten unterbrochen werden durch eine rote Ampel. Morgens, wenn die Kinder zur Schule fahren, es eilig haben, wenn Nebel die Sicht nimmt, oder wenn es kalt ist. Können Sie sich das vorstellen? Nicht wirklich. Herr Fiege, Sie wollen Wurzeln schlagen in Dieburg, Sie wollen sich wohl fühlen hier. Treffen Sie Vorsorge für unsere Kinder, bauen Sie den Fahrradweg so, dass keinerlei zusätzliches Gefahrenpotential für unsere Kinder entsteht und hier meine ich auf keinen Fall die Verlegung an die Bahn!

Meine Damen und Herren, ich habe eine einzige Stimme. Diese eine Stimme werfe ich in die Waagschale und mit mir mein Kollege und stimme gegen dieses Projekt.